II. Die Insel

II. Die Insel

Geweckt wurde er von der prallen, erbarmungslos vom Himmel scheinenden Sonne. Sein Gesicht brannte wie Höllenfeuer, es war von Pusteln und Krusten übersäht und seine geschwollenen, trockenen Lippen waren blutig aufgeplatzt.

Seine Kehle war rau, voller Algen und Sand knirschte zwischen seinen Zähnen. Aus Reflex wischte er sich mit der Hand durchs Gesicht um Sand zu entfernen— schrie jedoch sogleich vor Schmerz auf! Seine Hände wahren immer noch voller scharfer, spitzer Muschelscherben.

Mit Mühe entfernte er die Scherben aus seinen Wunden, tauchte die blutenden Hände in die Brandung um sie zu spülen. Er nahm den brennenden Schmerz des Salzwassers in kauf, Hauptsache das Wasser stillte das Bluten der Wunden.

Sein Durstempfinden wurde unerträglich und er machte sich auf die Suche nach sauberem Trinkwasser und Lebenszeichen.

Er schaute sich um, zu einer Seite sah er nur das Blau des Meeres, zur anderen Seite ragte ein steiles, steiniges Ufer empor. Hier herauf zu klettern, daran war nicht zu denken.

Er folgte der Küste und hoffte bald einen Aufstieg auf das Rettung versprechende Hochufer zu finden.

Das Steilufer schien unendlich zu sein. Bald wurden Steine zu Felsen und die senkrechte Wand des Hochufers reichte bis ins Wasser. Ein weiterkommen gibt es hier nicht!

Er muss den ganzen Weg zurück gehen, noch war kein Mensch zu sehen und kein Trinkwasser zu finden.

Ein gewisses Gefühl der Ausweglosigkeit wuchs in ihm.

„Wo bin ich? Wie weit ist die nächste Siedlung entfernt?“

Nicht im geringsten dachte er daran, auf einer Insel gelandet zu sein welche vielleicht nur ein unbewohnbarer, lebloser Felsbrocken im Ozean ist.

Er ging schon eine ganze Weile in die endgegengesetzte Richtung, passierte die Stelle an der er gestrandet war, hatte immer noch kein Wasser und keinen Aufstieg gefunden. Ihn übermannte Müdigkeit, Übelkeit stieg in ihm auf und es wurde ihm schwarz vor Augen. Der Wassermangel verursachte all das, er setzte sich schwindelig, rollte sich unter einem Felsvorsprung zusammen und bevor er das Bewusstsein verlor hörte er Hundegebell.

Als er aufwachte wischte jemand mit Wasser durch sein Gesicht.

„Wo bin ich? Wer sind Sie?“

„Du bist auf der Insel der Gestrandeten!

Jetzt sind wir zur dritt hier— und ein Mops. Ein Kapitän, ein Bootsmann und eben ein Mops. Jetzt bist du, Schiffsjunge auch dabei!“

Seine Freude wich der unendlichen Hoffnungslosigkeit.

„Nein das kann nicht sein, ich bin nicht alleine hier, Menschen sind da und ich bin am leben! Wir kommen hier schon weg!“ Schrie er.

„Hier ist bisher Niemand weggekommen, wir sind alle seit Jahren hier!

C`est la vie! Und dein Leben spielt jetzt eben hier!“

Ruft der Kapitän mit einem makabren Lachen und ging fort.

Der Bootsmann schubste den am Boden liegenden Schiffsjungen mit dem Fuß an:

„Wenn du mit willst, beweg dich!“

„Ja“

Ihm wurde eine Flasche Wasser zugeworfen, er trank hastig einige schluck und holte die Gruppe auf.

Ab sofort unterstand er der Gruppe als Dienstjunge, von niemandem akzeptiert aber geduldet.