5 Minuten in der dickung / Weiss Viktoriya (Velvichia)
 

5 Minuten in der dickung

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Weiss Viktoriya (Velvichia)
5 Minuten in der dickung
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5 Minuten in der dickung

Schon wieder dunkel, ich wollte noch im hellen ankommen— wird wohl nichts. Der Stau an der Kölner Rheinbrücke, lang und zermürbend. Die Eifel habe ich mittlerweile erreicht, der Tank ist fast leer und die Autobahn gleich zu Ende. Wie kann es sein, dass ein Bauvorhaben Jahrzehnte lang geplant und dennoch im Sande verläuft.

Umso weiter ich Fahre, umso dringender benötige ich eine Tankstelle. Na prima, jetzt ist auch noch meine Abfahrt gesperrt!

Es bleibt mir nichts anderes übrig als der Umleitung zu folgen und zu hoffen eine Tankstelle zu finden bevor der Motor den letzten Tropfen Sprit verbraucht. Orte, ein „-scheid“ nach dem anderen, befremdlich und alle so gleich klingend. Klein, scheinbar tief schlafend bestehen die Dörfer oft nur aus wenigen Häusern entlang der Straße— dann lange nichts.

Mein Weg führt mich über kurvenreiche Straßen durch tiefe Wälder ins gefühlte Nichts. Mir wird Übel, ständig neigt sich mein Körper mal nach links, mal nach rechts, immer dem Gesetz der Fliehkraft folgend.

 

Rasend überholt mich in einer langgezogenen Linkskurve ein Kleinwagen, seine Räder dürften kaum noch kontakt zum Boden gehabt haben, mehr fliegend als fahrend saust er einem Geschoß gleichend an mir vorbei.

Immer noch keine Tankstelle.

 

Mein Wagen stotterte, rollte noch Stück die Straße hinunter und blieb nun ohne jeden Tropfen im Tank stehen. Auf dem Display meines Handys waren die Worte „kein Netz“ zu lesen. Erst jetzt begriff ich in welch prekärer Lage ich steckte.

Mitten in Europa, in einem der am dichtesten besiedelten Länder der Welt stand ich da: ohne Sprit, ohne Netz und ohne zu wissen wo ich gerade bin. Mitten im Wald, wie in einem billigen Horrorfilm. Ich stieg aus dem Wagen und stellte mich, in der Hoffnung ein vorbei fahrendes Auto anhalten zu können, an die Straße.

Dunkel und kalt, der anfängliche Nieselregen entwickelte sich bald zu einem ausdauernden Landregen, es kam wie es kommen musste, kein Auto kam vorüber. Wieder eingestiegen zeigte mein altes Handy halb elf. Im Rückspiegel tauchten Lichter auf, in mir keimte Hoffnung hier weg zu kommen, schnell raus. Fast heulend klang der Motor des nahenden Wagens, meine Jacke klebte durchnässt am Körper, ich lief bis mitten auf die Fahrbahn winkte wild mit meinen Armen und schaffte es gerade noch rechtzeitig wegzuspringen denn auch dieses an mir vorbei rasende Fahrzeug glich einem Geschoss.

Der hat es aber eilig.

Jetzt hörte ich ein Motorrad, es tauchen aber keine Lichter auf. Es ist ein weiteres Fahrzeug zu hören und noch immer keine Lichter zu sehen. Die Motorengeräusche kamen näher.

 

Dann plötzlich in vollkommender Dunkelheit ein Schuss, im selben Moment schoss ein Motorrad von links nach rechts über die Straße und verschwand im Wald.

Irgendwo heulte ein Motor auf, Bremsen quietschten, beinahe unmenschlich klingende Schreie dringen durch die Nacht und ein großer Geländewagen kam und verschwand genau dort wo zuvor der Wald das Motorrad verschluckte.

Wie erstarrt stand ich mitten auf der Fahrbahn, augenblicklich wurde mir klar in welcher Gefahr ich mich befand.

Sich im Auto zu verschanzen wenn mit Waffen hantiert wird erscheint nicht sicher, ich muss hier weg! Egal wohin, Hauptsache weg! Der schrille Schrei hallt wieder durch die Nacht, keine Zeit zum Überlegen, ich rannte in den Wald, über Stock und Stein, bloß weg hier.

Umherirrend stand ich plötzlich vor einem Jägersitz. Er sah aus wie eine kleine Hütte auf Stelzen, Gott sei dank war die Tür offen und der Innenraum trocken.

Froh einen Platz für die Nacht gefunden zu haben, auf dem Sitzbrett kauernd, beruhigte ich mich langsam und bald vom Schlaf übermannt träumte ich von der unheimlichen Fahrt durch die Eifel.

Geweckt von lautem gepolter blickte ich in einen sonnigen Morgen, der Krach kam näher. Verschreckt und desorientiert kam erst langsam die Erinnerung an den gestrigen Abend zurück. Plötzlich bekam ich Gänsehaut, heiße und kalte Schauer liefen über meinen Körper. Augenblicklich richtete ich

mich auf und sah einen Geländewagen mit einem Anhänger über einen Waldweg fahren. Auf dem blechernen Anhänger sprang ein einzelnes Stück Brennholz hin und her und verursachte so das fürchterlich laute geschepper.

Wie von Sinnen stürmte ich die Leiter hinunter, übersprang die letzten Sprossen und rannte wild gestikulierend dem sich langsam entfernenden Auto hinterher.

Der hilfsbereite Waldarbeiter fuhr mich ins nächste Dorf. Während der Fahrt hörte er meiner Erzählung geduldig zu, glaubte mir jedoch kein Wort und schüttelte ungläubig seinen Kopf.

Bei schönem Wetter und fröhlichem Vogelgezwitscher erschien mir das am Vorabend erlebte selbst wie ein böser Traum.

Die Ortschaft war klein, sie bestand aus einigen dicht aneinander gereihten weißen Häusern entlang der Straße, sie hatten ihre besten Tage bereits hinter sich.

 

An einem dieser Häuser mit einer kleinen Treppe vor dem Eingang hielten wir an, ein Schild über der Tür trägt die Aufschrift „Bier im Ausschank“.

„Hier kannst du sicher warten bis die Polizei kommt“, er winkte und fuhr fort.

Im Gastraum der Dorfkneipe wurde ich mehr als mistrausch angesehen, nicht verwunderlich bei meinem Aufzug. Die Tür öffnete sich und drei Männer traten in den Raum.

 

Eingeschüchtert vom imposanten Auftritt der Drei vom Land, zwei waren groß und sahen kräftig aus und der Dritte war einen Kopf kleiner und trug einen Cowboyhut. Mir kam wieder der Gedanke an einen bösen Traum.

„Trienchen brauchst du Hilfe?“ fragte der mit dem Cowboyhut.

„Ach wo, mit dem werde ich selbst fertig!“ und wedelte mit ausgestrecktem Arm und einem Putzlumpen in der Hand in meine Richtung.

Ich melde mich selbst zu Wort um die unter Spannung geratene Situation zu retten. Zuerst erzähle ich Haargenau die gestern Abend erlebte Geschichte. Angefangen beim leeren Tank über gehörte Schreie und Schüsse, lichtlose Fahrzeuge im nächtlichen Wald und meine Flucht auf einen Jägersitz.

Zu meinem erstaunen wurden die Gesichter des düsteren Trios immer heller. Anstatt betroffen und besorgt wirkten sie ehr heiter und amüsiert.

Als ich auf den Waldarbeiter mit dem Brennhozscheid in seinem Anhänger zu sprechen kam riefen die Drei wie aus einem Hals:

„Schlappohr Jecky!“ und brachen in lautes Gelächter aus.

Jetzt glaubte ich endgültig im Irrenhaus gelandet zu sein, wer bricht schon in schallendes Gelächter aus bei Mord und Totschlag?

„Bitte rufen Sie die Polizei, mein Handy geht nicht mehr und...“

„Die brauchen wir hier nicht!“ zischt der mit dem Cowboyhut in rauem Ton.

„...ok, ich muss noch nach Trier sonst suchen die mich“ und ging zur Tür in der Hoffnung meine Haut zu retten.

„Halt!“ rief der dickste des Trios und griff nach meinem Hemdsärmel, wieder liefen mir Schauer den Rücken runter. Man sah mir meinen Schrecken wohl an und die Drei wollten mir grinsend etwas zeigen. Vor der Gaststätte parkte ein großer Traktor mit meinem Auto auf seinem Anhänger.

„Das haben wir gerade abgeschleppt, halt auf kurzem Dienstweg“

„Aber die Schreie und der Schuss, wir müssen die Polizei verständigen, sicher ist etwas passiert, jemand ist verletzt...!“

„Nein“ er zeigt noch einmal auf seinen Tieflader.

Jetzt sah ich es auch, hinter meinem Auto stand noch ein Fahrzeug, oder besser der Rest davon, auf der ehemaligen Motorhaube war Blut, ein inneres Gefühl sagte mir:

„Hau ab, solange du noch kannst!“

Alle versammelten lachten Schallend, sogar die zuvor düster wirkende Wirtin.

„Mach dir nicht gleich in die Buxe, die Sache ist ganz einfach: Gestern haben sich die Pens in der Nuttendickung verabredet um eine zu rauchen und zu schwätzen. Einer fuhr mit seinem Motorrad, nicht zugelassen, durch den Wald, der Jäger sah ihn und wollte ihm eine Lektion erteilen damit solche Waldexkursionen nicht zur Gewohnheit werden. Also verfolgte

er ihn und schoss in die Luft, nun hatten die anderen zwei Muffensausen, sprangen in ihr Auto und gaben Gas. Das Schicksal nahm seinen Lauf, auf der „Flucht“ überfuhren sie ein Reh welches fürchterlich klagte bis der Jäger es erlöste.

Siehste nun das niemand verletzt wurde, nun bis auf das Reh!„

 

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